Liquiditätsreserven schaffen: jetzt erst recht
Die durch die Corona-Pandemie verursachte schwere Wirtschaftskrise erinnert auf brutalste Weise daran, dass eine ausreichende Liquidität für Unternehmen absolut überlebenswichtig ist. Die Konkursrate steigt steil an. Spätestens jetzt sollte die Bildung von Liquiditätsreserven auch für Zahnarztpraxen oberste Priorität geniessen.
Am Anfang der Wirtschaftskrise, die die Welt mit dem Auftauchen des Corona-Virus heimgesucht hat, stand eine Liquiditätskrise: Kaum hatte der Bundesrat Mitte März 2020 den Lockdown verordnet, stieg das Insolvenz-Risiko für eine Vielzahl von Unternehmen – insbesondere KMU – massiv an. Manche stellten fest, dass sie nicht in der Lage waren, ihren finanziellen Verpflichtungen nachzukommen, da sie die Sicherung der Liquidität sträflich vernachlässigt hatten. Eine Branche nach der anderen meldete Ansprüche auf schnelles Geld aus den Kassen von Bund und Staat an, um wenigstens kurzfristig zu überleben.
Konkursrisiko Nr. 1: Liquiditätsmangel
Entwickeln sich Umsatz und Ertrag zufriedenstellend, wiegen sich manche Unternehmen in Sicherheit, die nicht zwingend gerechtfertigt ist. Denn die wichtigste Kennzahl zum Gesundheitszustand des Unternehmens vor Umsatz und Ertrag ist die Liquidität. Fehlen flüssige Mittel für die fristgerechte Deckung der anfallenden Betriebskosten in ausreichender Menge, kann es – wie sich in dramatischer Weise gezeigt hat – sehr rasch zu einer existenzbedrohenden Situation kommen. Gemäss Informationen auf dem KMU-Portal des Bundes sind schon in konjunkturell guten Zeiten neun von zehn Firmenkonkursen auf Liquiditätsengpässe zurückzuführen.
Kurzfristige Liquiditätsplanung unerlässlich
Am 27. April 2020 durften die Zahnarztpraxen in der Schweiz als wichtige Akteure im Gesundheitswesen im Rahmen der ersten Phase der Exitstrategie des Bundesrates ihre Tätigkeit wieder aufnehmen. Die Rückkehr zu einer mindestens teilweisen betrieblichen Normalität bietet die Chance, der Liquidität die Bedeutung zu geben, die sie verdient, und sie im Sinne eines Monitorings permanent zu kontrollieren. Das geeignete betriebswirtschaftliche Instrument dazu ist eine auf realistischen Kosten- und Ertragsszenarien basierende kurzfristige Liquiditätsplanung. Diese zeigt der Praxisführung auf, zu welchem Zeitpunkt und in welcher Grössenordnung flüssige Mittel verfügbar sein müssen, um den finanziellen Verpflichtungen gegenüber Lieferanten, Mitarbeitenden und anderen Gläubigern nachzukommen.
Umsatzprognosen und Klarheit auf der Kostenseite
Grundlagen für die kurzfristige Liquiditätsplanung bilden einerseits realistische Umsatzprognosen über die nächsten drei bis sechs Monate hinweg unter Berücksichtigung von Erfahrungswerten zum Zahlungsverhalten der Patientinnen und Patienten. Auf der anderen Seite steht die Planung der Ausgaben, die sich in der Regel genau ermitteln lassen. Für die Erstellung und laufende Bearbeitung der Liquiditätsplanung stehen zahlreiche Softwareprogramme verschiedener Anbieter zur Verfügung. Das Angebot umfasst auch Tools, die speziell für KMU in der Schweiz entwickelt worden sind.
Für die existenziell wichtige Sicherung der Liquidität und die Beschleunigung des Mittelflusses gibt es eine ganze Reihe konkreter Massnahmen, die in wirtschaftlichen Krisenzeiten erst recht an Bedeutung gewinnen. Sie sollten als fixe Elemente in der Praxisadministration verankert sein und diszipliniert umgesetzt werden.
Liquidität auf sicher: die wichtigsten Grundsätze*
Vor jeder Behandlung eine Bonitätsprüfung
Es ist wenig sinnvoll, Patientinnen und Patienten mit zweifelhafter Zahlungsfähigkeit zu behandeln. Debitorenverluste gefährden die Liquidität enorm und machen die Liquiditätsplanung obsolet.
Umgehende Fakturierung nach Abschluss der Behandlung
Mit jedem Tag der verstreicht, rückt die Zahlung nach hinten. Der Mittelfluss gerät ins Stocken. Wie diese Grafik zeigt, vergrössern wöchentliche, statt monatliche Abrechnungen den Liquiditätsspielraum markant.
Straffes Mahnwesen
Bei konjunktureller Baisse sinkt erfahrungsgemäss die Zahlungsmoral der Konsumentinnen und Konsumenten. Kollaboriert die Wirtschaft, akzentuiert sich das Problem erheblich. Es empfiehlt sich dringend, säumige Zahler systematisch an die Begleichung ausstehender Forderungen zu erinnern.
Gewährung von Teilzahlung
Die Möglichkeit von Teilzahlung steigert die Zahlungsbereitschaft vor allem, wenn es um umfangreiche Behandlungen geht. Voraussetzung ist die strikte Kontrolle der Ratenzahlungen und wenn nötig deren Anmahnung.
Schuldbetreibungsrechtliche Massnahmen
Bleiben Forderungen trotz mehrmaliger Mahnung offen, ist die Einleitung von Inkassomassnahmen unvermeidlich. Doch zuvor sollte das Gespräch gesucht werden. Im Dialog lässt sich in vielen Fällen mehr erreichen als mit Druck.
Konzentration der Kräfte auf den Markt
Die aktuelle wirtschaftliche Situation und die Unsicherheit der weiteren Entwicklung erlauben keine Kompromisse bei der Sicherung der Liquidität und der Bildung von Liquiditätsreserven. Andererseits ist es ebenso überlebenswichtig, dass Zahnarztpraxen möglichst viele Behandlungen durchführen können, bevor ein weiterer Shutdown droht. Es empfiehlt sich also dringend, die Ressourcen uneingeschränkt auf die Behandlungstätigkeit zu konzentrieren und sich im administrativen Bereich zu entlasten. Das Outsourcing des Honorar-Managements an die Zahnärztekasse AG bietet die Möglichkeit dazu: Die Zahnarztpraxis generiert Umsatz und Ertrag, und die Liquidität stellt sich sozusagen von selber ein.