Zurück zur Freude am Tun

08.05.23 | Fokus Unternehmensführung

Zurück zur Freude am Tun

Die zurzeit eher verhaltene Grundstimmung wirkt auf viele Menschen bedrückend. Man erfüllt zwar seine Pflicht, aber die vielfältigen Unsicherheiten unserer Zeit lähmen den inneren Antrieb, sich voll zu engagieren, sich Ziele zu setzen und diese beherzt zu verfolgen. Es fehlt an der Freude am Tun, die zu den wichtigsten Motivationsfaktoren zählt. Was es damit auf sich hat und wie wir den vielfältigen Herausforderungen mit einer positiven Grundhaltung begegnen können, weiss die renommierte Motivationspsychologin Prof. Dr. Brandstätter-Morawietz.

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Prof. Dr. Veronika Brandstätter-Morawietz
Professorin für Allgemeine Psychologie mit dem Schwerpunkt Motivation und Emotion an der Universität Zürich

Prof. Dr. Veronika Brandstätter-Morawietz hat an der Universität München Psychologie studiert, promoviert und habilitiert. Sie hat am Max-Planck-Institut für Psychologische Forschung geforscht war an der Universität München als Oberassistentin tätig. Seit 2003 ist sie Inhaberin eines Lehrstuhls für Motivations- und Emotionspsychologie an der Universität Zürich.

Frau Professorin Brandstätter, Welche mentalen Voraussetzungen müssen gegeben sein, um zur Freude am Tun zurückzufinden?

Die naheliegende Antwort: Freude am Tun stellt sich ein, wenn die Tätigkeit selbst Freude macht. Das ist die reinste Form der intrinsischen Motivation. Freudvoll ist eine Tätigkeit, wenn uns etwas interessiert, wenn wir uns als kompetent, vor allem aber als selbstbestimmt, das heisst aus eigenem Antrieb handelnd erleben. Da können Momente entstehen, in denen wir ganz in unserer Tätigkeit aufgehen – bis hin zu einem Flow-Erlebnis.

 

Von diesem Flow-Erlebnis erzählen Sportlerinnen und Sportler. Kann es sich auch in der Berufsausübung einstellen?

Aus Studien mit Chirurgen hervor, dass viele von ihnen beim Operieren in einen Flow-Zustand geraten. Im anspruchsvollen Kontext der chirurgischen oder zahnmedizinischen Tätigkeit ist ausserdem hohe Kompetenz im Spiel. Idealerweise führen wir eine Tätigkeit aus, die uns in angemessene Weise fordert – nicht überfordert, aber auch nicht unterfordert. Chronische Unterforderung wie auch chronische Überforderung unterminieren die Freude am Tun oder zerstören sie sogar. Grundsätzlich setzt Freude am Tun voraus, dass wir uns Aufgaben widmen können, die nicht nur mit unseren Fähigkeiten und Kompetenzen, sondern auch mit unseren Werten, unseren inneren Überzeugungen, übereinstimmen oder zumindest ein hoher Grad von Übereinstimmung vorhanden ist.

 

Freude zählt zu den wichtigsten Antriebskräften für menschliches Tun. Wie entsteht dieses Gefühl?

Freude entsteht dann, wenn Ereignisse und Erfahrungen, die wir machen, unseren Zielen zuträglich sind. Das Gefühl, dass wir auf dem Weg zu unseren persönlichen Zielen Fortschritte machen, ist eine der wichtigsten Quellen für unser Wohlbefinden. Positive Gefühle sind vielfach an soziale Erfahrungen gebunden. In Befragungen berichten zahlreiche Teilnehmenden über besonders intensive positive Gefühle im sozialen Kontext. Das macht deutlich, dass soziale Bedürfnisse oder auch das Streben in ein soziales Eingebundensein ganz wichtige Motivationsfaktoren sind. Wir haben ein Grundbedürfnis, wahrgenommen zu werden, gehört zu werden, akzeptiert zu werden und das Vertrauen unserer Mitmenschen zu geniessen.

 

Welches Gewicht messen Sie der Freude gegenüber anderen Motivationsfaktoren bei?

Positive Gefühle sind ein wichtiges Element von Lebenszufriedenheit. Sie beeinflussen aber auch das körperliche Befinden und das Gelingen von sozialen Beziehungen. Dabei ist Wertschätzung ein Schlüsselfaktor, dem vor allem Führungskräfte wie Zahnärztinnen und Zahnärzte mit eigener Praxis grosse Bedeutung beimessen sollten. Wenn sich Mitarbeitende wertgeschätzt fühlen, löst das ein Gefühl von Zugehörigkeit aus und beflügelt die Freude am Tun. Wenn sie die Wertschätzung vermissen, beeinträchtigt dies die Motivation erheblich. Insofern ist das Gewicht der Freude gegenüber anderen Motivationsfaktoren nicht zu unterschätzen. Wir wissen aus der Literatur, dass positive Emotionen und die Häufigkeit positiver Emotionen – also auch das Gefühl von Freude – das Mass unserer Lebenszufriedenheit und unseres körperlichen Befindens stark beeinflussen.

 

Wie kann ich als bestandene Zahnärztin oder bestandener Zahnarzt die Freude am Tun über die Zeit bewahren?

Es ist hilfreich, immer wieder auch innezuhalten, sich zwischendurch zu fragen, was gut läuft und so bleiben soll, und wo es möglicherweise Veränderungen braucht. Was einmal gut läuft, muss nicht immer gut laufen. Doch sich bewusst machen, was gut läuft, und die Freude darüber, gehen im Berufsalltag oft einfach unter. Dabei gibt es kaum etwas Stimulierenderes für die Freude am Tun als gutes Gelingen. Für eine Führungskraft ist es insbesondere auch wichtig, diese Freude mit den Mitarbeitenden zu teilen.

 

Selbstständig tätige Zahnärztinnen und Zahnärzte stehen oft stark unter Druck …

Natürlich beeinträchtig permanenter Druck die Freude am Tun. Gerade, wenn man sehr eingespannt ist und einen eng getakteten Terminkalender hat, ist es wichtig, immer wieder Erholungsphasen einzuplanen. Wir wissen aus der arbeitspsychologischen Forschung, dass es hochbeschäftigten und hoch kompetenten Wissensarbeiter und Wissensarbeiterinnen oft an der Fähigkeit mangelt, auch Ruhephasen einzuplanen, und zwar wirklich ganz bewusst einzuplanen und sie auch bewusst zu erleben.

 

Gibt es auf der psychologischen Ebene eine Art Prädestination für Freude am Tun im Sinne von Unternehmergeist oder die Lust, eine eigene Zahnarztpraxis zu eröffnen, statt angestellt zu sein?

Neben den Höchstanforderungen an die fachliche Kompetenz gibt es eine ganze Reihe von Persönlichkeitsmerkmalen, die eine Zahnärztin oder ein Zahnarzt für die Selbstständigkeit prädestinieren. Allen voran eine interne Überzeugung, dass man sich die Führung einer eigenen Zahnarztpraxis zutraut. Selbstbewusstsein und Vertrauen in sich selbst sind wohl die wichtigsten Voraussetzungen. Weitere erforderliche Eigenschaften sind Risikobereitschaft und Stressresistenz. Es geht darum, sich bewusst zu sein, dass Selbstständigkeit zahlreiche Herausforderungen mit sich bringt, denen man gewachsen sein muss. Gefragt sind auch soziale Kompetenz und eine Gewandtheit im Auftreten, zum Beispiel im Umgang mit Geldgebern.

 

Was kann solche Persönlichkeiten zum Schritt in die Selbständigkeit bewegen?

Ein wichtiger Motivationsfaktor ist die Gestaltungfreiheit, die sich mit einer selbstständigen Berufsausübung verbindet. Das Bedürfnis nach Autonomie ist bei unternehmerischen Persönlichkeiten besonders ausgeprägt. Die Selbstbestimmung wird hier zum Schlüsselfaktor der Selbstmotivation. In ihrer Selbstbestimmungstheorie postulieren die US-amerikanischen Psychologen Edward L. Deci und Richard M. Ryan, dass in allen Menschen die Grundbedürfnisse nach Autonomie, Kompetenz und sozialer Einbindung in gleichem Masse vorhanden sind. Es gibt jedoch zahlreiche Studien, die belegen, dass es Unterschiede zwischen Menschen gibt. Autonomie ist mit Verantwortung verbunden und es steht jedem Menschen frei, das Mass an Verantwortung selber festzulegen, das sie oder er übernehmen will. Viele Menschen sind zufrieden damit, angestellt zu sein. Sie haben einen überschaubaren Bereich und wissen, was sie zu tun haben. Andere streben nach höchstmöglicher Autonomie und finden diese in der Selbstständigkeit.

 

Wie kann ich als Zahnärztin oder Zahnarzt für mich selber verhindern, dass Routine die Freude am Tun erstickt?

Routine ist nicht gleich Routine. Fachliche Routine, die auch die Tätigkeiten in der Zahnmedizin prägt, ist durchaus erwünscht und wichtig, weil sie ein gewisses Mass an Sicherheit bietet. Mit fachlicher Exzellenz gehen Routinen einher, die nicht aufgebrochen werden dürfen, weil eben aus der Routine diese flüssigen, fachlich korrekten Handlungsabläufe resultieren.

 

Aber Begriff Routine ist auch negativ konnotiert. Was tun, wenn sich Praxismitarbeitende über die Gleichförmigkeit des Berufsalltags beklagen?

Ist mit Routine der ewige Trott gemeint, der lähmend wirkt, ist es Zeit für Veränderungen. Denn psychische Sättigung und Ermüdung sind Gift für die Freude am Tun. In der Arbeitspsychologie gibt es den Begriff des Jobcrafting. Dieser bezeichnet das Gestalten oder Umgestalten der beruflichen Tätigkeit durch die Mitarbeitenden selbst.

 

Welche Möglichkeiten bieten sich dafür an?

In der Zahnarztpraxis kann dies beispielsweise bedeuten, dass sich Mitarbeitende bei gewissen Routineaufgaben abwechseln, dass Mitarbeitenden ihren Gestaltungsspielraum mit dem Einverständnis der Praxisleitung ausweiten, dass durch organisatorische Massnahmen Möglichkeiten geschaffen werden, um voneinander zu lernen, dass die Praxis das Arbeitsumfeld so gestaltet, dass die Mitarbeitenden ihre Stärken voll einbringen können und vieles mehr.

Die Findung von Ideen für Jobcrafting bietet sich in idealer Weise an, um das ganze Praxisteam mit einzubeziehen. Zum Beispiel in Form von Brainstormings oder Workshops in Kleingruppen. Die Mitwirkung fördert nicht nur die Motivation, sondern stärkt auch das Gefühl der Zusammengehörigkeit im Sinne der sozialen Eingebundenheit.

 

Ist Freude auf andere Menschen – zum Beispiel auf Praxismitarbeitende und Patientinnen und Patienten – übertragbar?

Wir wissen aus der emotionspsychologischen und der sozialpsychologischen Forschung, dass Menschen in ihrem Auftreten – verbal und nonverbal – einen Einfluss auf andere Menschen ausüben. Allein schon die Körperhaltung eines Menschen strahlt auf andere aus. Es macht einen Unterschied, ob uns eine Person mit einer starken körperlichen Präsenz und lebendiger Gestik, mit freundlichem Gesichtsausdruck und einer lebhaften Stimme begegnet, oder ob unser Gegenüber in sich zusammensinkt, sich geradezu klein macht und mit monotoner, leiser Stimme ohne Blickkontakt mit uns spricht.

 

Was heisst das genau?

In emotionspsychologischen Studien hat sich gezeigt, dass sich die Stimmung einer Person auf deren Körperhaltung, deren Mimik und deren Stimme auswirkt. Aus der Stimme lässt sich heraushören, ob jemand bedrückt oder fröhlich ist. Mit Körperhaltung, Mimik, Gestik und Stimme nehmen wir Einfluss auf andere. Diese Ausdrucksweisen haben also eine kommunikative Funktion. Sind wir in bedrückter Stimmung, senden wir eine negative Botschaft aus, die in unserer Umgebung sofort die Frage aufwirft, betrifft uns das auch? Umgekehrt verbreitet ein präsentes, offenes Auftreten eine positive Stimmung. In der Psychologie sprechen wir von Emotional Contagion, von emotionaler Ansteckung. Strahlt eine Führungskraft Freude am Tun aus, springt der Funke auf das Praxisteam und auf die Patientinnen und Patienten über. Die Freude am Tun ist also durchaus ansteckend.

Freude am Tun entsteht aus der Gewissheit, das Richtige zu tun.

Die Auslagerung des Honorar-Managements an die Zahnärztekasse AG entlastet die Praxismitarbeitenden von Aufgaben, die nicht zu ihren Kernkompetenzen zählen. Das ganze Praxisteam kann sich motiviert und uneingeschränkt auf die zahnmedizinische Behandlung und Betreuung der Patientinnen und Patienten konzentrieren:

  • Weil die Zahnärztekasse AG die Bonität der Patientinnen und Patienten prüft und die Zahnarztpraxis vor Debitorenverlusten bewahrt.
  • Weil sich die Zahnärztekasse AG darum kümmert, dass Honorarrechnungen und Mahnungen ohne Verzögerung erstellt und verschickt werden.
  • Weil die Zahnärztekasse AG Teilzahlungsvereinbarungen erstellt und für eine pünktliche Begleichung der Ratenahlungen sorgt.
  • Weil speziell geschulte Mitarbeitende der Zahnärztekasse AG die Patientinnen und Patienten in allen Fragen rund um die Finanzierung von zahnmedizinischen Behandlungen beraten.